Zeitreise ins Jahr 1966

Als junger Sportstudent befragte Norbert Pilters 1966 die US-Astronauten zu ihrem Fitnessprogramm. Viele Astronauten antworteten – auf handgeschriebenen Postkarten. Jahrzehnte später durften die Raumfahrt-Fans des VFR e.V. durch diese Sammlung blättern und waren fasziniert von diesem außergewöhnlichen Zeitdokument. Grund genug, die Antworten in einer kleinen Ausstellung der Öffentlichkeit zu präsentieren und zugleich an das Leben und Wirken dieser Helden der frühen Raumfahrt zu erinnern.

„Triumph der Technik?“ – Herr Pilters erinnert sich

Als Sputnik 1, der erste Satellit, 1957 die Erde umkreiste war ich 11 Jahre alt. Damals erwachte mein Interesse für die Raumfahrt. Ab Juri Gagarin verfolgte ich jede Mission, egal ob von den Russen oder den Amerikanern.
Von 1965-1967 machte ich eine Ausbildung zum Sportlehrer im freien Beruf an der Bayerischen Sportakademie in München-Grünwald, die längst in die ZHS (Zentraler Hochschulsport München) übergegangen ist. Für die Abschlussprüfung mussten wir eine Zulassungsarbeit schreiben, deren Thema wir uns aussuchen konnten.

Ich entschied mich für das Thema „Bemannte Raumfahrt und Sport“, denn schließlich mussten die damaligen Astronauten und Kosmonauten fit wie Leistungssportler sein, um die Strapazen einer Raumfahrt zu überstehen.

Das Sammeln von Informationen war gar nicht so einfach. Das Internet gab es nicht. Also bin ich zum Amerika Haus in München gegangen, das schon damals eine umfangreiche englischsprachige Bibliothek hatte.

Mein Onkel hatte ein Abonnement des ‚National Geographic‘ in dem immer mal wieder Artikel über die amerikanische Raumfahrt waren. Es gab auch Artikel über das Training der Astronauten. Irgendwie schaffte ich es bei dem bekannten Moderator Wolf Mittler ein Interview zu bekommen. Er hatte schon viele Sendungen im Bayerischen Rundfunk über Raumfahrt gemacht und kannte sich gut mit dem Thema aus.

Herr Mittler und mein Onkel ermutigten mich, die Astronauten direkt zu befragen. E-Mail gab es nicht, aber man konnte internationale Rückantwort-Postkarten schicken. Der Empfänger konnte die Hälfte der Karte abreißen, ausfüllen und zurückschicken. Das Porto hatte der Absender schon bezahlt.
Nicht alle Astronauten des Mercury und Gemini-Programms, die ich angeschrieben hatte, haben geantwortet, doch mit der Auslese konnte ich mehr
als zufrieden sein.

Einen Monat vor meiner Prüfung geschah das fürchterliche Unglück mit Apollo 1, welches das Raumfahrtprogramm um mindestens ein Jahr zurückwarf. Edward White und Roger B. Chaffee hatten mir zuvor noch geantwortet.

Als Fazit meiner Arbeit kann man sagen, dass es in der bemannten Raumfahrt ohne Sport nicht geht. Vor allem Langzeitaufenthalte im All setzen voraus, dass auch im All regelmäßig Sport betrieben wird.

1966 – Das Apollo-Programm startet durch

Die meisten Menschen denken beim Stichwort „Apollo“ an die legendären Flüge zum Mond. An das „Earthrise“-Foto von Apollo 8. An die erste Mondlandung mit Apollo 11, die spektakuläre Rettung der Crew von Apollo 13 und die Fahrten der Lunar Rover von Apollo 15 bis Apollo 17 auf der Oberfläche des Erdtrabanten.

Alle bemannten Missionen des Apollo-Programms fanden zwischen 1968 und 1975 statt. Die späteren Apollo-Astronauten flogen 1966 gerade im Gemini-Programm mit Erdumkreisungen in Zweimann-Raumschiffen, es gelangen erste Ausstiege von Astronauten ins freie All und erste Rendezvous- und Docking-Manöver im Orbit. Fertigkeiten, die unabdingbar notwendig für die Durchführung der späteren Apollo-Mondflüge waren.

In seiner Rede vom 25. Mai 1961 hatte Präsident John F. Kennedy die USA dazu verpflichtet…

„… before this decade is out, of landing a man on the moon and returning him safely to the earth“.

Damit war ab diesem Zeitpunkt das gesamte bemannte Raumfahrtprogramm der NASA ausschließlich auf die Mondlandung hin ausgerichtet. Die zuvor nur in Papierstudien skizzierten Raumschiffe und Trägerraketen, die man dafür benötigte, wurden nun mit höchstem Nachdruck in die Realität überführt.

Um Zeit und Geld zu sparen hatte sich die NASA für das Konzept des „Lunar Orbit Rendezvous“ entschieden. Mit einem Mondlande-Fahrzeug, als Lunar Module bezeichnet, welches im Mondorbit vom Apollo-Mutterfahrzeug abgekoppelt und nach dem Rückstart vom Mond wieder mit ihm zusammentreffen sollte. Dazu war die sichere Beherrschung komplexer orbitmechanischer Manöver in der Mondumlaufbahn notwendig. Ein unerhört riskantes Verfahren, wie man damals fand.

Zur gleichen Zeit, als 1966 unbemannte Testflüge von Apollo-Raumschiffen und Saturn-Raketen erfolgten, lief das bemannte Projekt Gemini auf Hochtouren. Neben den technischen Fertigkeiten wurde dabei auch erprobt, ob der Mensch physisch und psychisch einen Mondflug überhaupt durchstehen kann. Die dafür notwendigen körperlichen Voraussetzungen und die Erfahrungen aus dem Gemini-Programm wurden ebenfalls in Norbert Pilters Fitness-Studie erfasst.